Psychoanalytische Sozialarbeit
Vor der Zerstörung und Vertreibung der Psychoanalyse durch den Nationalsozialismus hatte die Psychoanalyse den Charakter einer eigentlichen Bewegung. Die bahnbrechenden Erkenntnisse Freuds fanden Anwendung in vielen Bereichen, u.a. in der Pädagogik und der Sozialarbeit. Ausgehend von Persönlichkeiten wie August Aichhorn, Siegfried Bernfeld, Anna Freud, Hans Zulliger und vielen anderen wuchs der Einfluss der Psychoanalyse auf Erziehung und Sozialpädagogik/Sozialarbeit stetig an. In den USA machte sich der Einfluss der Psychoanalyse in der Entwicklung der Theorie des „case-work“ (Florence Hollis, Gordon Hamilton) stark.
Nach dem Zweiten Weltkrieg war es vor allem Ernst Federn, der die Psychoanalytische Sozialarbeit wieder nach Europa zurückbrachte. Seit mehr als 25 Jahren entwickelt der Verein für Psychoanalytische Sozialarbeit Rottenburg und Tübingen praktisch und theoretisch die Psychoanalytische Sozialarbeit weiter; diese Arbeit ist in mehreren Büchern dokumentiert. Der Verein für Psychoanalytische Sozialarbeit Zürich vpsz wurde 2001 gegründet.
Psychoanalytische Sozialarbeit findet v.a. dort ihre Wirkung, wo Psychotherapie nicht möglich ist, sei es mangels Motivation, sei es, weil die soziale Lage und/oder die psychischen Strukturmerkmale der KlientInnen (Introspektionsfähigkeit, Form der Übertragungsfähigkeit) eine auf das Gespräch, das freie Assoziieren und das Erinnern basierende, psychotherapeutische Unterstützung nicht zulassen, so dass Agieren den Vorrang gegenüber Sprechen einnimmt.
Psychoanalytische SozialarbeiterInnen setzen sich bewusst und aktiv den KlientInnen aus und sind bestrebt, in den Szenen des „Handlungsdialogs“, in den sie verstrickt sind, die unbewussten Anteile (die eigenen und diejenigen der KlientInnen) zu verstehen und wiederum in adäquates Handeln umzusetzen.
Voraussetzung für diese Tätigkeit sind die psychoanalytische Selbsterfahrung, psychoanalytische Supervision, Kenntnisse in psychoanalytischer Theorie und natürlich Qualifikationen und Berufserfahrungen im psychosozialen Feld.
Download : (pdf) Achim Perners Artikel zum 90. Geburtstag von Ernst Federn, erschienen in B. Kuschey (Hg.), Die Psychoanalyse kritisch nützen und sozial anwenden, Verlag derTheodor Kramer Gesellschaft, ISBN 3-901602-26-7 vermittelt einen Überblick auf Geschichte und aktuelle Tendenzen der Psychoanalytischen Sozialarbeit im deutschsprachigen Raum.
Download : (pdf) Ernst Federn : Woher kommt und was ist Psychoanalytische Sozialarbeit
Verschaffen Sie sich anhand dieses Textes des Doyens der Psychoanalytischen Sozialarbeit einen Über- und Einblick ins Thema
Download : (pdf) Das hervorragende Buch von Michael Günter und Georg Bruns „Psychoanalytische Sozialarbeit“, eine Leseprobe finden Sie auf folgendem Link: